Bettina Zimmermann über ihr Familienglück: Wie die Patchworkfamilie mit Kai Wiesinger funktioniert

Bettina Zimmermann über ihr Familienglück: Wie die Patchworkfamilie mit Kai Wiesinger funktioniert

Ein selten offener Blick auf ein leises Familienmodell

Berühmt, aber privat: Genau so leben Bettina Zimmermann (50) und Kai Wiesinger (59) seit Jahren. Jetzt geben die beiden einen seltenen, konkreten Einblick – nicht ins Rampenlicht, sondern ins, was ihren Alltag trägt. Es geht um vier Kinder, klare Prioritäten und die Entscheidung, Berlin gegen Brandenburg zu tauschen. Weg vom roten Teppich, hin zu Haus, Garten, Waldweg. Nicht als Flucht, eher als bewusste Setzung: Familie zuerst, Karriere drumherum.

Die Zahlen sind schnell erzählt – und sagen doch viel: In die Beziehung bringt sie ihren Sohn Dylan (Jahrgang 2008) mit, er seine zwei Töchter Lara und Poni-Valene aus der Ehe mit der 2013 verstorbenen Schauspielerin und Sängerin Chantal de Freitas. 2015 kommt ihr gemeinsames Kind zur Welt. Macht vier Kinder, zwei Erwachsene, ein Haushalt, der ohne Struktur nicht funktionieren würde. Das Paar ist seit über zehn Jahren zusammen; öffentlich bestätigt wurde die Beziehung 2014 auf einem roten Teppich – seither ist die gemeinsame Präsenz in der Öffentlichkeit eher die Ausnahme als die Regel.

Vor rund drei Jahren, kurz vor der Pandemie, der große Schnitt: raus aus Berlin, rein ins Umland. Ein eigenes Haus, ein großer Garten, der Wald direkt am Zaun. Klingt nach Postkartenmotiv, ist aber vor allem ein Alltag, der Kindern Raum gibt. Draußen sein, laufen, klettern, durchatmen – ohne Anfahrt. Drinnen: normale Routinen, die in vielen Patchworkfamilien ähnlich klingen. Wer ist wann wo? Wer bringt, wer holt? Wer hat welche Bedürfnisse, wer gerade Priorität?

Warum dieses Bedürfnis nach Natur so stark ist, erklärt sich bei ihr biografisch: Zimmermann ist in Burgwedel bei Hannover aufgewachsen, ländlich, mit Tieren vor der Tür – Hamster, Kaninchen, Meerschweinchen, Hunde. Ihre Mutter arbeitete für den Naturschutzbund NABU, verletzte Wildvögel kamen temporär ins Haus, Pflege inklusive. Diese Selbstverständlichkeit, Verantwortung zu übernehmen und keine große Sache daraus zu machen, prägt bis heute. Nach eigener Aussage fließt dieses Gefühl auch in ihre Figurenarbeit ein: nicht verkopfen, sondern beobachten, zuwenden, handeln.

Patchwork heißt im Alltag oft: Balance halten, Zugehörigkeit spürbar machen, ohne Rollen aufzuzwingen. Im Haus von Zimmermann und Wiesinger heißt das: Es gibt gemeinsame Routinen und individuelle Zonen. Jedes Kind hat seinen Platz – und seine Geschichte. Dazu gehört auch, sensibel mit der Vergangenheit umzugehen. Die Töchter von Wiesinger haben ihre Mutter verloren; das ist Teil der Familienrealität, die man nicht übertüncht. Nähe entsteht hier offenbar weniger über große Gesten, sondern über Verlässlichkeit: da sein, zuhören, nichts kleinreden.

Konfliktmanagement? Direkt. Das Paar beschreibt eine simple Regel: Probleme ansprechen, sobald sie auftauchen, statt schweigend Kreise zu drehen. Klingt unspektakulär, ist aber im engen Takt von Drehs, Schule, Hausaufgaben und Terminen eine Haltung, die Zeit spart – und Nerven. Unausgesprochen bleibt bei ihnen wenig, sagen sie. Ob es um Zimmerordnung geht, um Medienzeiten, um den vierten Fahrdienst der Woche: Lieber drei klare Sätze als tagelanges Grollen.

Beruflich sind die beiden ein Team – mit klaren Rollen. In Projekten wie der Comedy „Bei aller Liebe“ oder der Beziehungssatire „Der Lack ist ab“ führt Wiesinger häufig das Regiment hinter der Kamera, während sie vor der Kamera den Ton setzt. Die Machtfrage stellt sich daheim anders: gleiche Augenhöhe, keine Regieanweisungen. Sie trennen, was sich trennen lässt. Set ist Set, Zuhause ist Zuhause. Ein einfacher, aber wichtiger Schutzraum, der verhindert, dass eine Szene am Abendbrottisch weiterdiskutiert wird.

Wie organisiert sich ein Sechspersonenhaushalt, in dem beide Elternteile drehen, schreiben, produzieren? Mit Planung, aber ohne Perfektionismus. Der Familienkalender ist Pflicht, Absprache täglich, und trotzdem bleibt Luft für Spontanität. Es gibt Wochen, in denen alles auf Kante genäht ist – und Tage, an denen das Umland seinen Bonus ausspielt: Kinder raus in den Wald, Eltern atmen einmal durch. Das klingt idyllisch, ist aber vor allem pragmatisch: Natur als Puffer.

Öffentlichkeit dosieren die beiden sorgfältig. Gemeinsame Auftritte gibt es selten – die Weißwurstparty im Stanglwirt nahe Kitzbühel ist einer dieser Fixpunkte, eher Ritual als Dauerpräsenz. Die Kinder bleiben weitgehend außerhalb der Kameras. Kein ständiger Social-Media-Ausverkauf, keine Familienserie im eigenen Wohnzimmer. Das ist kein Statement gegen die Branche, sondern ein Schutz der Privatsphäre, die man nicht zurückbekommt, wenn man sie einmal abgegeben hat.

Spannend ist, wie stark die Wahl des Wohnorts die Arbeit färbt. Brandenburg steht für Ruhe, längere Wege, andere Reize. Wer abends den Wald hört statt Sirenen, stellt Projekte vielleicht anders zusammen. Zimmermann und Wiesinger betonen seit Jahren, dass Rollenangebote sich an der Familie messen lassen: Längere Drehs weit weg werden abgewogen, nicht nur nach Gage und Glanz. Der Maßstab: Was macht das mit der Woche? Mit dem nächsten Monat? Mit dem Gesamtklima zuhause?

Gleichzeitig bleibt das Künstlerische präsent. Die gemeinsame Arbeit schärft den Blick füreinander. Man kennt die Stärken des anderen, weiß, wie man ihn fordert, ohne ihn zu überfahren. Gibt es Reibungen? Natürlich. Doch wer die Reibung als Teil des Prozesses akzeptiert, fühlt sich von ihr nicht bedroht. Diese Gelassenheit wirkt wie ein roter Faden durch ihre Erzählungen – privat wie beruflich.

Ein Patchwork hört nie auf, sich zu justieren. Kinder werden älter, Bedürfnisse verschieben sich, Perspektiven auch. Was heute funktioniert, passt in einem Jahr vielleicht nicht mehr. Gerade deshalb halten sich in diesem Haus ein paar Konstanten: gemeinsame Mahlzeiten, klare Absprachen, verlässliche Rituale. Es sind die kleinen Dinge, die das große Ganze stabil machen – die fünfzehn Minuten am Morgen, in denen man einmal alle Stimmen gehört hat; die Stunde am Sonntag, die niemand verplant; die kleinen Reparaturen im Garten, bei denen Kinder und Eltern nebeneinander arbeiten statt gegeneinander zu diskutieren.

Und die Frage nach der Hochzeit? Für viele Paare ein Marker. Für sie offenbar kein Muss. Formalitäten sagen wenig darüber, wie tragfähig ein System ist. Ihre Stabilität ziehen sie aus gemeinsamem Alltag, nicht aus Symbolen. Wer sie zusammen erlebt, hört immer wieder denselben Subtext: Wir sind ein Team, auch wenn der Abspann längst gelaufen ist.

Was diese Patchworkfamilie trägt – und was andere davon mitnehmen können

Was lässt sich aus diesem Modell herauslesen, ohne es zu romantisieren? Erstens: Die Entscheidung für ein Umfeld, das Kinder stärkt, ist kein Luxus, sondern eine Priorität. Zweitens: Kommunikation ist keine Kür, sondern Routinearbeit. Drittens: Öffentlichkeit lässt sich gestalten – nicht mit Verstecken, sondern mit bewussten Grenzen. Diese drei Punkte bilden den Rahmen, in dem der Rest verhandelbar bleibt.

Wer Patchwork lebt, kennt die neuralgischen Stellen: Zugehörigkeit, Loyalität, Fairness. In diesem Haus begegnet man ihnen mit verlässlichen Regelwerken, die nicht schreien, sondern halten. Beispiele, wie sie es beschreiben:

  • Klare Zuständigkeiten: Wer übernimmt wann? Das schafft Sicherheit für Kinder – und Reibungsverluste werden kleiner.
  • Transparenter Kalender: Termine der Kinder sind gleichrangig mit Drehplänen. Sichtbarkeit verhindert Missverständnisse.
  • Offene Gesprächsfenster: Probleme sofort ansprechen, notfalls vertagen – aber nie unter den Teppich kehren.
  • Rituale statt großer Versprechen: Abende, an denen alle an einem Tisch landen, zählen mehr als perfekte Wochenenden.

Dass Brandenburg mittlerweile zum Lebensmittelpunkt wurde, passt in einen größeren Trend: Viele Familien – auch ohne Kameras – haben in den vergangenen Jahren das Stadt-Land-Gleichgewicht neu gewichtet. Aber hier ist es mehr als ein Trend. Es ist ein Werkzeug, um die Dinge einfacher zu halten, wenn sie kompliziert sind. Der Wald klärt keinen Streit, aber er senkt die Lautstärke, in der man ihn führt.

Am Ende bleibt das Bild eines Paares, das den öffentlichen Scheinwerfer anzündet, wenn es um Arbeit geht – und ihn privat konsequent dimmt. Vier Kinder, zwei Karrieren, ein System, das mit wenig Pathos auskommt. Wer einen Schlüssel sucht, stößt auf etwas Unprätentiöses: Respekt, Humor, Timing. Und dieses stille Versprechen, dass man sich nicht verliert, wenn der nächste Terminplan wieder eng wird.