Kati Witt an der Wand: Chemnitz ehrt Olympiasiegerin mit bleibender Installation

Kati Witt an der Wand: Chemnitz ehrt Olympiasiegerin mit bleibender Installation

Am Sonntag, den 22. November 2025, um 15:00 Uhr, wurde in den Arkaden des Marathon-Turms im Sportforum Chemnitz eine bleibende Hommage an eine der größten Sportlerinnen Deutschlands enthüllt: Katarina "Kati" Witt, die zweifache Olympiasiegerin und Ehrenbürgerin der Stadt, tanzt nun für alle Zeiten an der Wand – in Lebensgröße, in Bewegung, mit Glitzer und Geschichte. Die Installation namens "Walk of Fame" ist kein bloßer Gedenkstein, sondern ein Statement: Chemnitz sagt Danke – nicht nur für Goldmedaillen, sondern für jahrzehntelange Verbundenheit. Und das, obwohl Witt seit Jahren in Los Angeles lebt. Hier, in dieser Stadt, die sie als ihre sportliche Heimat bezeichnet, wurde sie nie vergessen.

Warum gerade der Marathon-Turm?

Der Marathon-Turm, 102 Meter hoch und seit 1973 das Wahrzeichen des Sportforum Chemnitz, ist kein zufälliger Ort. Er steht symbolisch für die DDR-Zeit, in der Witt als junges Talent aus Staaken hier trainierte – damals noch unter dem Namen Katarina Witt, noch nicht als Star, aber als jene, die mit Eleganz und Technik die Konkurrenz übertraf. Der Turm war ihr Tagesritual: morgens Eislaufen, abends die Treppen hinauf, um zu sehen, wie die Stadt unter ihr lag. "Er war das Herz unserer Sportstadt", sagte sie am Eröffnungstag, ihre Stimme leicht brüchig. "Und heute? Heute fühlt es sich an, als wäre ich nie weggegangen." Die Installation entstand im Rahmen einer umfassenden Sanierung des Sportforums, die im Januar 2024 mit 2,8 Millionen Euro aus städtischen Mitteln begann. Der damalige Bürgermeister, Sven Schulze, der seit 2020 im Amt ist, nannte die Wandgestaltung "ein Geschenk der Stadt an ihre Ikone". Kein Plakat, kein Buste – sondern eine lebendige, bewegte Figur, die den Besucherinnen und Besuchern in die Augen blickt, als würde sie gleich weiterdrehen.

Die Stiftung, die die Verbindung lebendig hält

Doch die Ehrung geht tiefer als die Kunst. Hinter der Wand steht eine jahrelange, unsichtbare Arbeit – die des Katarina Witt-Stiftung. Gegründet 2005 mit Sitz in Brandenburg an der Havel, hat die Stiftung seit 2016 über 378.500 Euro in das Terra Nova Campus in Chemnitz investiert – eine Rehabilitationsstätte für Kinder mit körperlichen Behinderungen. "Die Wand symbolisiert nicht nur unsere Verbindung zur Stadt, sondern die gemeinsamen Projekte am Terra Nova Campus", erklärte Dr. Anja Schröder, die Vorstandsvorsitzende der Stiftung, in einer Pressemitteilung. "Wir haben Rollstühle gekauft, Bewegungsprogramme entwickelt, Kinder mit Klumpfuß und Gaumenspalte behandelt. Kati hat nie nur gesagt, sie will helfen. Sie hat es getan." Die Stiftung hat auch die Initiative "Inklusiv Gewinnt" ins Leben gerufen – ein Projekt, das adaptive Sportarten wie Rollstuhlbasketball, Blindenfußball und Sitzvolleyball fördert. Am 9. Mai 2025, dem Tag der Europäischen Kulturpreise, wird es in Chemnitz seine erste große Veranstaltung mit 120 Teilnehmern aus 15 Organisationen feiern. Witt wird dabei sein. Nicht als Gast, sondern als treibende Kraft.

Ein Symbol für Europa – und für Chemnitz als Kulturhauptstadt

Ein Symbol für Europa – und für Chemnitz als Kulturhauptstadt

Die Enthüllung fiel nicht zufällig in das Jahr 2025 – das Jahr, in dem Chemnitz Europäische Kulturhauptstadt ist. Diese Auszeichnung, verliehen am 13. November 2019, brachte 30 Millionen Euro an EU-Mitteln in die Stadt. Die "Walk of Fame" ist kein isoliertes Projekt, sondern ein zentraler Baustein der Kulturstrategie. "Wir zeigen, dass Kultur nicht nur in Theatern und Galerien stattfindet, sondern auf dem Eis, in Rehabilitationszentren und an Wänden, die Geschichten erzählen", sagte Kulturbürgermeisterin Petra Hesse, die ebenfalls bei der Eröffnung anwesend war.

Was kommt als Nächstes?

Was kommt als Nächstes?

Am 15. Dezember 2025 lädt die Terra Nova Campus zur offenen Tagung ein – mit einer Präsentation der neuen Therapiegeräte, die mit einem 150.000-Euro-Grant der Witt-Stiftung angeschafft wurden. Gleichzeitig wird die Stadt einen neuen Wegweiser für Sporttourismus starten: "Kati-Witt-Rundweg", der von der Eishalle über den Marathon-Turm bis zum Terra Nova Campus führt. Ein Pfad, der nicht nur aus Beton und Stein besteht, sondern aus Erinnerungen, Mut und Bewegung.

Und wer glaubt, Witt sei nur eine ehemalige Sportlerin, die sich zurückgezogen hat? Sie ist weiterhin ARD-Sportkommentatorin, kommentierte die WM 2024 in Osaka und wird im Frühjahr 2026 die Olympischen Spiele in Mailand-Bormio begleiten. Aber hier, in Chemnitz, bleibt sie anders: nicht als Star, sondern als Teil der Stadt. Wie ein Tanz, der nie endet.

Frequently Asked Questions

Warum wurde Kati Witt zur Ehrenbürgerin von Chemnitz ernannt?

Kati Witt erhielt am 12. Mai 2018 den Titel der Ehrenbürgerin, vor allem wegen ihres langjährigen Engagements für das Terra Nova Campus und die Förderung inklusiver Sportangebote für Kinder mit Behinderungen. Ihre Stiftung investierte seit 2016 über 378.500 Euro in Rehabilitationsgeräte und Bewegungsprogramme – eine sichtbare, nachhaltige Wirkung, die über ihre sportlichen Erfolge hinausgeht.

Wie hängt die Installation mit Chemnitz als Europäische Kulturhauptstadt 2025 zusammen?

Die "Walk of Fame" ist ein zentrales Projekt der Kulturhauptstadt-Strategie, die den Fokus auf soziale Inklusion und regionale Identität legt. Mit Witts Geschichte verbindet Chemnitz Sport, Kultur und Gemeinschaft – drei Säulen der EU-Auszeichnung. Die Installation zeigt, dass Kultur nicht nur in Museen stattfindet, sondern in der Stadt selbst – an Wänden, auf Eis und in Rehabilitationszentren.

Was genau zeigt die Wanddarstellung von Kati Witt?

Die Wandmalerei zeigt Witt in einer dynamischen Drehung aus ihrer berühmten Kür aus den 1980er Jahren – mit einem Arm ausgestreckt, als würde sie die Luft berühren. Die Farben erinnern an das alte DDR-Kostüm, aber mit modernen Glitzerelementen. Die Darstellung ist lebensgroß, realistisch und mit einer leichten Bewegungsoptik versehen, sodass Besucher sie aus verschiedenen Blickwinkeln als in Bewegung wahrnehmen.

Warum ist der Marathon-Turm so wichtig für Chemnitz?

Der Marathon-Turm ist das höchste Sportgebäude Sachsens und seit 1973 das Herzstück des Sportforums. Er symbolisiert die DDR-Zeit des Leistungssports, aber auch die heutige Transformation: von staatlichem Prestige hin zu gemeinwohlorientierter Sportförderung. Für Witt war er Ort des Trainings, für die Stadt heute ein Ort der Erinnerung und des Fortschritts.

Wird Kati Witt noch nach Chemnitz kommen?

Ja. Neben dem European Cultural Awards Gala am 9. Mai 2025 wird sie auch die Eröffnung des neuen Therapiezentrums am Terra Nova Campus am 15. Dezember 2025 besuchen. Außerdem ist sie als Patin des "Kati-Witt-Rundwegs" engagiert – ein künftiger Touristenpfad durch die Sport- und Kulturorte der Stadt, die mit ihrer Geschichte verbunden sind.

Welche Rolle spielte Kati Witt bei der Entwicklung von "Inklusiv Gewinnt"?

Witt gründete die Initiative "Inklusiv Gewinnt" 2022 und hat sie von Anfang an mit ihrem Namen und ihren Kontakten unterstützt. Sie half bei der Akquise von Sponsoren, sprach in Schulen und setzte sich persönlich für die Teilnahme von Kindern aus ländlichen Gebieten ein. Die erste große Veranstaltung mit 120 Teilnehmern in Chemnitz ist das erste Ergebnis dieser Arbeit – und sie wird nicht das letzte sein.