Konstantin Wecker: LSD-Erlebnisse nicht bereut, Alkohol jedoch schon

Konstantin Wecker: LSD-Erlebnisse nicht bereut, Alkohol jedoch schon

Als einer der bekanntesten deutschen Liedermacher seiner Generation hat Konstantin Wecker sein Leben lang mit Grenzen gespielt — zwischen Kunst und Selbstzerstörung, zwischen Spiritualität und Sucht. Jetzt, mit 78, steht er nicht mehr auf der Bühne, doch seine Worte wirken nach wie vor wie ein Spiegel: ehrlich, ungeschönt, manchmal unbehaglich. In einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen vom 11. November 2025 sagte er klar: "Ein paar Erlebnisse möchte ich nicht missen, vor allem das Erlebnis mit LSD." Das ist kein Bekenntnis zur Drogenfreizügigkeit, sondern eine fast poetische Bilanz eines Mannes, der vieles erlebt hat — und vieles verloren hat.

"Ich habe immer lieber mit Pennern gesprochen"

Wecker, der seit Jahrzehnten als kritischer Beobachter der Gesellschaft gilt, beschreibt seine Lebensphilosophie mit einer Ruhe, die nur jemand haben kann, der tief gefallen ist — und wieder aufgestanden ist. "Ich habe außerdem nach wie vor ein Faible für die Gescheiterten", sagt er. Und fügt hinzu: "Ich habe mich immer schon lieber mit Pennern unterhalten als mit scheinbar perfekten Menschen." Diese Haltung ist kein Nostalgie-Kitz, sondern ein Fundament seiner Kunst. Es ist die Stimme derer, die nicht in die Norm passen — und genau deshalb oft die wahrsten Worte haben.

Seine Vergangenheit mit Drogen ist nicht die eines Jugendlichen, der aus Neugier experimentiert hat, sondern die eines Erwachsenen, der in den 70er und 80er Jahren mit der psychedelischen Kultur tief verwoben war. Auf Bali, so erinnert er sich, habe er Magic Mushrooms genommen — damals legal. "Die Rolling Stones, meine ich, waren zur gleichen Zeit da und haben dann 'Sympathy for the Devil' geschrieben." Es ist kein bragging, sondern eine beiläufige Verknüpfung: Kultur, Musik, Drogen — alles miteinander verschränkt, wie ein Mosaik aus Erinnerungen.

Alkohol: Der schleichende Feind

Doch während er LSD und Pilze als Teil seiner persönlichen Entwicklung akzeptiert, sieht er den Alkohol als den wahren Zerstörer. "Das Problem an den legalen Drogen ist ja, dass es wahnsinnig schwer ist, sich einzugestehen, man ist Alkoholiker. Das hat bei mir Jahrzehnte gedauert", sagt er. Diese Aussage ist vielleicht die ehrlichste des gesamten Interviews. Es geht ihm nicht um moralische Urteile, sondern um die verzweifelte, langsame Erkenntnis, dass etwas, was als gesellschaftlich akzeptiert galt, ihn langsam auffraß. Der Alkohol war kein Ausbruch, sondern ein Versteck — und das macht ihn gefährlicher als jede illegale Substanz.

Seine Botschaft ist klar: Nicht alle Drogen sind gleich. Nicht alle Erfahrungen sind gleich wertvoll — oder gleich zerstörerisch. Und wer sich nicht eingesteht, dass er abhängig ist, wird nie frei. Wecker brauchte 30 Jahre, um das zu erkennen. Viele andere brauchen ihr ganzes Leben — oder sterben, bevor sie es verstehen.

Der Verlust der Klaviertasten

Am 11. November 2025 hat Konstantin Wecker alle 14 geplanten Konzerte abgesagt — in Berlin, Koblenz, Saarbrücken und weiteren Städten. Die Begründung: eine neurologische Erkrankung, die ihm das Spielen des Klaviers unmöglich macht. Für einen Liedermacher, der seit 50 Jahren mit der Musik als körperlicher Ausdruck lebt, ist das ein existenzieller Schlag. "Ich versuche, diesen Verlust spirituell zu verarbeiten. Ich frage mich beispielsweise, warum mich das trifft", sagt er. Keine Wut, keine Klage — nur eine tiefe, ruhige Suche nach Sinn.

Das ist kein Aufgeben. Es ist ein Neuanfang. Wecker hat nie nur mit der Stimme gesungen — er hat mit den Händen, mit dem Körper, mit dem ganzen Wesen gesprochen. Jetzt muss er lernen, mit anderen Mitteln zu kommunizieren. Vielleicht wird er wieder sprechen. Vielleicht schreibt er mehr Gedichte. Vielleicht hört er einfach zu — wie immer.

Eine dunkle Seite: Der Fall der 15-Jährigen

Eine dunkle Seite: Der Fall der 15-Jährigen

Doch hinter der poetischen Fassade gibt es einen Schatten, den Wecker nicht verdrängen kann — und der auch nicht verdrängt werden darf. Wie inFranken.de und SPIEGEL Online am selben Tag berichteten, steht Wecker seit Jahren im Zentrum einer Kontroverse: In den 2000er Jahren, als er 63 war, hatte er eine Beziehung mit einer damals 15-jährigen Schülerin. Die Frau, heute erwachsen, sagt, sie leide noch heute unter psychischen Folgen und sei in Therapie. Ihr Anwalt soll ihr geraten haben, keine Anzeige zu erstatten — denn der Fall liege in einem "rechtlichen Graubereich".

Weckers Anwalt erklärte damals, er sei "nicht Herr seiner Sinne" gewesen — ein Hinweis auf schweren Alkoholmissbrauch. Diese Erklärung ist keine Entschuldigung, sondern ein Kontext. Und doch: Ein 63-Jähriger, der eine Minderjährige liebt — egal, wie er sich damals fühlte — bleibt ein ethisches Versagen. Wecker hat sich bisher nicht öffentlich dazu geäußert. Schweigen ist auch eine Antwort.

Was bleibt?

Konstantin Wecker ist kein Held. Er ist kein Vorbild. Er ist ein Mensch — mit Licht und Schatten, mit Genie und Schwäche, mit tiefen Einsichten und schweren Fehlern. Er hat Musik geschrieben, die Generationen bewegt hat. Er hat Drogen genommen, die ihn erweitert haben — und Alkohol getrunken, der ihn fast zerstört hat. Er hat eine junge Frau verführt — und nie richtig dafür eingestanden.

Seine Worte heute sind keine Rechtfertigung. Sie sind ein Zeugnis. Ein Zeugnis davon, dass manche Fehler nicht rückgängig gemacht werden können — aber dass man sie doch anerkennen kann. Und dass manchmal das, was uns zerbricht, uns auch neu formt.

Frequently Asked Questions

Warum bereut Konstantin Wecker Alkohol, aber nicht LSD?

Wecker unterscheidet zwischen gesellschaftlich akzeptierten und illegalen Substanzen: Alkohol war für ihn ein schleichender Abhängigkeitsfaktor, dessen Sucht er erst nach Jahrzehnten eingestehen konnte. LSD hingegen erlebte er als kreativen und spirituellen Impuls — nicht als Flucht. Er sieht in LSD eine Erfahrung, die ihn erweiterte, nicht zerstörte — im Gegensatz zum Alkohol, der ihn langsam auffraß.

Warum wurden die Konzerte abgesagt?

Am 11. November 2025 cancelte Wecker alle 14 geplanten Auftritte, darunter in Berlin, Koblenz und Saarbrücken, wegen einer neurologischen Erkrankung, die ihm das Klavierspielen unmöglich macht. Dies ist für ihn besonders schwer, da er seit Jahrzehnten Musik als körperlichen Ausdruck versteht — nicht nur als Stimme, sondern als Handbewegung am Instrument.

Hat Konstantin Wecker sich zu der Beziehung mit der 15-Jährigen geäußert?

Nein, Wecker hat sich öffentlich nicht zu der Beziehung mit der damals 15-Jährigen geäußert. Sein Anwalt gab an, er sei damals "nicht Herr seiner Sinne" gewesen — ein Hinweis auf starken Alkoholmissbrauch. Die Frau, die heute in Therapie ist, hat keine Anzeige erstattet, da ihr Anwalt von einem rechtlichen Graubereich sprach. Die Frage bleibt: Wann und wie wird er Verantwortung übernehmen?

Was bedeutet Weckers Aussage über "Gescheiterte"?

Für Wecker sind "Gescheiterte" nicht Verlierer, sondern Menschen, die authentisch leben — ohne die Fassade der Perfektion. Diese Haltung prägt seine Musik und sein Leben: Er sucht Wahrheit, nicht Schönheit. Er spricht mit Obdachlosen, weil sie keine Lügen erzählen. In einer Welt voller Scheinheiligkeit ist das sein Widerstand — und seine Kunst.

Ist Wecker heute noch alkoholabhängig?

Laut seinem Interview hat Wecker seit Jahren keinen Alkohol mehr getrunken. Er beschreibt seine Abstinenz als Teil seiner spirituellen Neuausrichtung — nicht als Strafe, sondern als Befreiung. Er lebt ohne Drogen, ohne Alkohol, aber nicht ohne Fragen. Und genau das macht ihn heute so ehrlich.

Was bedeutet das für die deutsche Musikszene?

Weckers Fall zeigt, wie schwer es ist, Künstler zu würdigen, deren Leben mit moralischen Ambivalenzen verbunden ist. Seine Musik bleibt relevant — aber seine Biografie zwingt uns, über Grenzen, Verantwortung und Entschuldigung nachzudenken. Die Szene steht vor der Frage: Kann man Kunst von der Person trennen? Oder ist sie untrennbar mit ihrem Schöpfer verbunden?