Am 16. Januar 2025 wurde in München ein neues Kapitel der deutschen Verteidigungspolitik aufgeschlagen: Der Palladion Defence Accelerator an der Universität der Bundeswehr München ging offiziell an den Start – und mit ihm eine ganze Branche. Die Initiative, die fünf Startups aus Deutschland, Polen, Norwegen und Schweden mit Experten der Bundeswehr vernetzt, ist kein isoliertes Projekt. Sie ist das Herzstück einer umfassenden Neuausrichtung, die bis 2025 über 35 Milliarden Euro in Sicherheitstechnologien fließen lässt – und DroneShield, Harvest Technology Group und Rheinmetall AG direkt vor eine bislang ungekannte Chance stellt.
Wie München zum Zentrum der Verteidigungsinnovation wurde
Professor Eva-Maria Kern, Präsidentin der Universität der Bundeswehr München, nannte den Standort ideal: „Hier wird nicht nur geforscht – hier wird getestet, validiert und direkt in den Einsatz überführt.“ Kein Zufall, dass der Accelerator direkt neben den Testzentren der Bundeswehr entstand. Christian Hoesle, Managing Director von Palladion, beschreibt das Modell klar: „Startups brauchen keine Theorie, sie brauchen Soldaten, die ihre Drohnen abwehren – oder Sensoren, die feindliche Systeme erkennen.“ Die erste Kohorte arbeitet bereits an Lösungen für autonome Abwehrsysteme, KI-gestützte Entscheidungsunterstützung und digitale Netzwerke zwischen Waffensystemen. Die Bundeswehr selbst sagt offen: „Unsere materielle Unterlegenheit können wir nur mit Technologie ausgleichen.“Die 35-Milliarden-Euro-Wende im All und auf Erden
Nur einen Monat später, am 15. März 2025, legte Verteidigungsminister Boris Pistorius beim BDI-Weltraumkongress in Berlin nach: 35 Milliarden Euro sollen bis 2030 in Weltraumsicherheit fließen – für Satelliten, Abwehrsysteme gegen Anti-Satelliten-Waffen, KI-gestützte Überwachung. „Ein Angriff im All kann ein ganzes Land lahmlegen“, warnte er. Das ist kein Science-Fiction-Szenario mehr. Es ist Realität. Und es verändert alles. Parallel dazu veröffentlichte das SPD-Wirtschaftsforum am 1. März ein 6-seitiges Papier mit klaren Forderungen: mehr Geld für Forschung & Entwicklung, vor allem in Künstlicher Intelligenz, Quantencomputing und Cyber-Resilienz. Die Botschaft ist eindeutig: Deutschland darf nicht nur Käufer sein – es muss Hersteller sein.Warum DroneShield, Harvest und Rheinmetall gerade jetzt im Fokus stehen
Für DroneShield, das australische Spezialunternehmen für Drohnenschutz mit Hauptsitz in Sydney, ist das die größte Chance seit Jahren. Das Eckpunktepapier der IHK München vom 10. Februar 2025 nennt explizit „Robotik und KI“ als Zukunftsfelder – genau das ist DroneShields Kernkompetenz. Die neuen deutschen Projekte brauchen Systeme, die Drohnen im Flug erkennen, orten und neutralisieren – und das nicht in Labors, sondern in Echtzeit auf dem Schlachtfeld. Harvest Technology Group aus London hat einen anderen Schlüssel: Sensoren. Das VDI TZ-Dokument vom Februar 2025 nennt „Sensor zum Shooter“ als zentrale Entwicklungslinie – also die nahtlose Verknüpfung von Erkennung und Wirkung. Harvests Technologien können genau das liefern: präzise, schnelle, künstlich intelligent verarbeitete Daten, die aus einem Beobachter einen Schützen machen. Doch die gleichen Sensoren, die Feinde orten, können auch für zivile Sicherheit eingesetzt werden – ein klassischer Dual-Use-Fall, den das VDI-Dokument als „Risiko und Chance“ bezeichnet. Und dann ist da noch Rheinmetall AG. Mit 7,2 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2024 ist der Düsseldorfer Rüstungskonzern kein Startup – aber genau das macht ihn zum perfekten Partner. Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender, sagte bereits im Januar: „Der neue Maßstab ist Geschwindigkeit: Innovation in Wochen, nicht Jahren.“ Und genau das fordert auch die IHK München: „Hochflexible Fertigungszentren, Industrie 4.0, schnelle Prototypen.“ Rheinmetall hat die Infrastruktur – und jetzt die politische Rückendeckung. Der Palladion Accelerator wird nicht nur Startups unterstützen – er wird sie mit Rheinmetall verbinden. Ein Startup entwickelt eine neue KI für Drohnenabwehr? Rheinmetall baut sie in ein Serienprodukt ein. Das ist kein Traum. Das ist der neue Alltag.
Die NATO-Brücke: DIANA und der europäische Aufbruch
Was hier in München passiert, ist kein deutsches Einzelprojekt. Es ist Teil der NATO-Initiative DIANA (Defense Innovation Accelerator for the North Atlantic), die über 200 Acceleratoren weltweit vernetzt. Das bedeutet: Ein Startup aus Polen, das in München getestet wird, kann später in Kanada oder Norwegen in die Streitkräfte eingeführt werden. Das schafft Märkte, die vorher undenkbar waren. Und es schafft europäische Souveränität. „Nur wenn Deutschland sein Cyber- und Kryptopotenzial selbstbewusst einbringt“, heißt es im Strategiepapier, „kann Europa souverän agieren.“Was jetzt kommt: Von der Idee zum Waffensystem
Die nächsten 18 Monate entscheiden. Die fünf Startups im Palladion Accelerator müssen ihre Technologien bis Herbst 2025 in realen Szenarien beweisen. Die Bundeswehr plant bis Ende 2025 erste Pilotprojekte mit KI-gestützten Abwehrsystemen. Rheinmetall kündigte an, bis 2026 drei neue Produktlinien für autonome Systeme aufzubauen. Und die politische Debatte? Sie geht weiter. Die Wirtschaftskammer München fordert jetzt: „Klare Kommunikation über die Gesamtverteidigung – und die Einbindung der Wirtschaft als Partner, nicht als Zulieferer.“Es ist kein Aufschwung wie in den 2000ern – es ist eine Transformation. Die Zeit der langen Beschaffungswege ist vorbei. Die Zukunft gehört denen, die schnell, clever und vernetzt sind. Und für DroneShield, Harvest und Rheinmetall? Sie stehen nicht am Rand der Veränderung. Sie sind ihre treibende Kraft.
Frequently Asked Questions
Wie genau profitieren DroneShield und Harvest von der neuen deutschen Verteidigungsarchitektur?
DroneShield profitiert von der expliziten Fokussierung auf unbemannte Systeme und Drohnenschutz – ein Kernthema im SPD-Wirtschaftsforum und IHK-Papier. Harvest Technology Group kann seine Sensortechnologie in die neue „Sensor-zum-Shooter“-Architektur integrieren, die KI-gestützte Entscheidungsfindung in Echtzeit ermöglicht. Beide Unternehmen profitieren vom Palladion Accelerator, der direkten Zugang zu Bundeswehr-Testzentren bietet – etwas, das sonst Jahre dauern würde.
Warum ist Rheinmetall als etablierter Konzern besonders gut positioniert?
Rheinmetall verfügt über die Infrastruktur, die Startups brauchen: Fertigungszentren, Zulieferernetzwerke und Erfahrung mit militärischen Zulassungsverfahren. Während Startups Ideen haben, kann Rheinmetall sie in Serienprodukte verwandeln – und zwar in Wochen, nicht Jahren. Die neuen Forderungen nach Industrie 4.0 und flexibler Fertigung passen perfekt zu ihren bestehenden Investitionen. Außerdem ist das Unternehmen bereits Teil der NATO-Netzwerke.
Was bedeutet „Dual-Use-Technologie“ in diesem Kontext?
Dual-Use-Technologien lassen sich sowohl militärisch als auch zivil nutzen – etwa Sensoren für Drohnenabwehr, die auch bei Katastrophenhilfe eingesetzt werden können. Das VDI-Dokument warnt vor Risiken, wie etwa der Verbreitung von KI-Waffen, aber betont auch, dass solche Technologien Innovationen in der Zivilwirtschaft anstoßen. DroneShield und Harvest arbeiten genau in diesem Bereich – und profitieren von staatlicher Förderung, die beide Anwendungen unterstützt.
Wie schnell werden neue Technologien in der Bundeswehr eingesetzt?
Bisher dauerte die Einführung von Waffensystemen oft 10–15 Jahre. Jetzt ist das Ziel: Prototypen innerhalb von 6–12 Monaten testen, innerhalb von 18 Monaten in die Truppe bringen. Der Palladion Accelerator und die DIANA-Initiative beschleunigen diesen Prozess durch direkte Kooperation mit Soldaten und Ingenieuren. Erste Pilotprojekte mit KI-gestützten Abwehrsystemen sollen bis Herbst 2025 starten.
Welche Rolle spielt die NATO dabei?
Die NATO-Initiative DIANA vernetzt über 200 Acceleratoren weltweit – darunter auch Palladion. Das bedeutet: Technologien, die in München entwickelt werden, können leicht in anderen NATO-Staaten übernommen werden. Das stärkt die europäische Verteidigungsfähigkeit und vermeidet doppelte Entwicklungen. Für Unternehmen wie Rheinmetall oder DroneShield ist das ein direkter Zugang zu einem Markt von über 30 Ländern.
Wird die deutsche Verteidigungsindustrie dadurch unabhängiger von den USA?
Ja – und das ist das zentrale politische Ziel. Bislang war Deutschland stark auf US-Technologie angewiesen, etwa bei Drohnenschutz oder Satellitenkommunikation. Mit der Fokussierung auf KI, Cyber-Resilienz und europäische Kooperationen will Deutschland eigene Lösungen schaffen. Die 35 Milliarden Euro und die Förderung von Startups sollen genau das ermöglichen: eine europäische, nicht nur amerikanische Sicherheitsarchitektur.