Meine kleine Schwester.
14. März 2014
Das erste Kennenlernen verläuft sehr zaghaft. Schon zwei Stunden nach der Geburt unserer Tochter Valerie holen wir unseren Großen, Felix, zu uns ins Zimmer. Ganz vorsichtig klettert er auf mein Bett, streichelt seiner Schwester über den Kopf und betrachtet sie. Im Flüsterton murmelt er „so kleine Füße“, „so kleine Hände“.
Nach zehn Minuten ist aber schon etwas anderes wichtig: „Mama, gehen wir nach Hause?“ Es fällt mir schwer, ihm zu erklären, dass ich noch ein paar Tage im Krankenhaus bleiben werde. Eine solche Situation hatten wir noch nie, erst recht nicht mit einer kleinen Schwester als Grund. Mit dem Versprechen, oft zu telefonieren und mich jederzeit besuchen kommen zu können, lässt er sich aber schließlich beruhigen.
Jeden Tag kommen Felix und mein Mann zu Besuch und bleiben für einige Stunden bei uns. Felix geht immer wieder kurz auf Valerie zu und streichelt sie. Dann aber möchte er aus dem Zimmer. Er freut sich, wenn ich mit ihm alleine zu einer Spielecke auf dem Gang gehe. Dort kommt er immer wieder nah an mich heran, kuschelt ausgiebig mit mir und erzählt, was er zu Hause mit Papa erlebt hat. Mein Mann nutzt diese Zeit dagegen, um Valerie kennenzulernen, mit ihr zu kuscheln und ihr beim Schlafen zuzuschauen.
Als Valerie drei Tage alt ist, kommt mich eine Freundin mit ihren beiden Kindern besuchen. Ihr Sohn ist nur wenige Wochen jünger als Felix und sein bester Freund. Seine kleine Schwester ist gerade fünf Monate alt geworden und Felix hat durch sie viel mehr mit der Schwangerschaft anfangen können und ein besseres Gefühl dafür entwickelt, was sich hinter meinem großen Bauch verbirgt. Auf einmal beobachte ich Felix, wie er auf mein Bett starrt. Dort liegen Valerie und die Tochter meiner Freundin. Und auf einmal ruft er zu seinem Freund „das ist meine Schwester!“ und zeigt auf Valerie, „und das ist deine Schwester!“ und zeigt auf die Tochter meiner Freundin. Er strahlt über das ganze Gesicht und ihm scheint gerade aufgefallen zu sein, dass nun die Situation eingetreten ist, von der wir schon so oft gesprochen haben: Er hat auch eine Schwester. So wie sein bester Freund. Als wir später ein Foto von den vier Kindern machen, hält Felix zum ersten Mal seine kleine Schwester voller Stolz im Arm.
Seit diesem Treffen ist Felix viel offener seiner Schwester gegenüber. Er möchte sie fast jeden Tag halten und sie wird mit Küssen und Umarmungen überschüttet. Ich bin schon gespannt, wie sich diese Beziehung im Laufe der nächsten Wochen entwickelt.
Bis bald,
eure Nina
……………………….