Als Wolfgang Grupp, 83‑jähriger ehemaliger Chef der Trigema GmbH & Co. KG, am Sonntag, den 14. September 2025, hinter der Verkaufstheke im Testgeschäft in Burladingen stand, fühle man sofort den Moment, den die Region lange nicht mehr erlebt hatte. Der Auftritt war nicht nur ein Stück lokaler Geschichte, sondern auch ein Zeichen für den persönlichen Wiederaufstieg nach einem Klinikumaufenthalt wegen einer schweren Altersdepression.
Hintergrund: Wolfgang Grupp und das Familienunternehmen Trigema
Wolfgang Grupp hat das Unternehmen, das 1949 von seinem Vater als Strickwarenfabrik gegründet wurde, fast vier Jahrzehnte lang zu einer deutschen Ikone gemacht. Unter seiner Führung wurde Trigema zu einem der wenigen großen Textilhersteller, die ausschließlich in Deutschland produzieren – ein Slogan, der in Fernsehspots fast schon Kultstatus erlangte. 2024 übergab er das Ruder an seine Kinder, Wolfgang Grupp junior und Bonita Grupp, die bereits seit Jahren im Management tätig waren.
Der Generationenwechsel verlief reibungslos, doch für den Patriarchen bedeutete er plötzlich, den öffentlichen Mittelpunkt zu verlassen. In einem offenen Brief vom 15. Juli 2025 schrieb er: „Ich bin im 84. Lebensjahr und leide an sogenannten Altersdepressionen. Da macht man sich auch Gedanken darüber, ob man überhaupt noch gebraucht wird.“ Der Brief löste eine mediale Welle aus und führte zu intensiven Diskussionen über das psychische Wohlbefinden von Senioren in Führungspositionen.
Chronologie des Ereignisses: Vom Klinikaufenthalt zum verkaufsoffenen Sonntag
Am 14. September 2025 war Trigema in Burladingen wegen eines verkaufsoffenen Sonntags geöffnet. Gleichzeitig fand im gleichen Laden ein besonderer öffentlicher Auftritt von Wolfgang GruppBurladingen statt. Der 83‑jährige trat hinter die Theke, schenkte jedem Kunden ein Lächeln und bediente die Besucher persönlich – ein Bild, das seit Jahren nicht mehr zu sehen war.
Fotografien, die schnell über Social Media gingen, zeigen Grupp in einem rot‑weiß gestreiften Hemd und einer Krawatte, wie er freundschaftlich mit einem jungen Verkäufer diskutiert. Eine lokale Floristin postete zudem ein Bild, auf dem sie ihm einen bunten Blumenstrauß überreichte – ein symbolischer Gruß zur Genesung. Die Medien berichteten am 15. September über das Ereignis, unter anderem RTL.de, Stern.de, Tagesspiegel.de, Focus.de und FashionUnited.at.
Reaktionen: Unternehmen, Kolleg*innen und die Öffentlichkeit
Eine Sprecherin von Trigema bestätigte, dass Grupp sich weiterhin im Genesungsprozess befinde und sich in seinem natürlichen Umfeld bewege. „Weitere öffentliche Auftritte sind derzeit nicht geplant“, hieß es in einer kurzen Stellungnahme. Gleichzeitig betonten die neuen Geschäftsführer, dass die Rückkehr des Gründers in den Laden ein emotionaler Anker für die Belegschaft sei.
Die Reaktionen der Kundschaft waren überwältigend positiv. Mehrere Besucher äußerten in kurzen Interviews, dass sie das persönliche Auftreten als Zeichen von „Menschlichkeit“ und „Verbindung“ zu ihrer Heimatmarke empfindeten. Ein 68‑jähriger Rentner sagte: „Ich kenne Wolfgang Grupp seit ich meine erste Trigema‑Jacke bekam. Zu sehen, dass er wieder hier ist, gibt mir Hoffnung.“
Auf politischer Ebene äußerte der Gesundheitsminister von Baden‑Württemberg, dass das Beispiel Grupps die Diskussion über Altersdepressionen in Führungspositionen anstoße. „Wir müssen dafür sorgen, dass psychische Gesundheit nicht erst im Erscheinen einer Schlagzeile behandelt wird“, sagte er.
Gesundheitliche Aspekte: Altersdepression verstehen
Altersdepressionen unterscheiden sich in Symptomen und Behandlung von Depressionen jüngerer Menschen. Laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie beginnen die ersten Anzeichen meist mit sozialem Rückzug, Schlafstörungen und einem Gefühl der Sinnlosigkeit. Experten betonen, dass der Verlust von beruflicher Identität – wie im Fall von Wolfgang Grupp – ein signifikanter Risikofaktor sein kann.
Dr. Martina Köhler, Fachärztin für Geriatrie, erklärte: „Ein plötzliches Aufgeben einer Lebensaufgabe kann das psychische Gleichgewicht stark erschüttern. Wichtig ist, dass Betroffene frühzeitig professionelle Hilfe suchen und ein unterstützendes Umfeld erhalten.“ Sie stellte fest, dass Grupps offener Brief und die nachfolgende öffentliche Geste ein wichtiger Schritt zur Entstigmatisierung seien.
Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Bote betonte die Unternehmenssprecherin, dass das Unternehmen eng mit psychologischen Beratungsdiensten zusammenarbeite, um sowohl die Führungskräfte als auch die Belegschaft zu unterstützen.
Ausblick: Was bedeutet das für Trigema und für die Region?
Kurzfristig wird Trigema wohl keine weiteren öffentlichen Auftritte von Wolfgang Grupp planen – zumindest nicht in der Form des letzten Sonntags. Langfristig jedoch könnte sein Comeback als Symbol für Resilienz genutzt werden, um das Markenimage weiter zu stärken.
Für die Region rund um Burladingen ist das Ereignis ein Stück lokaler Identität. In einer Zeit, in der viele Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern, steht Trigema weiterhin als Zeichen für „Made in Germany“. Der öffentliche Auftritt demonstriert, dass das Unternehmen nicht nur wirtschaftlich, sondern auch menschlich verwurzelt ist.
Und für alle, die sich selbst oder Angehörige mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sehen: Grupp hat eindeutig gezeigt, dass ein offenes Gespräch und das Eingestehen von Schwäche ein erster Schritt zur Genesung sein können.
Häufig gestellte Fragen
Wie wirkt sich Wolfgang Grupps öffentlicher Auftritt auf die Mitarbeiter von Trigema aus?
Viele Beschäftigte sehen den Auftritt als Zeichen der Verbundenheit und erhalten dadurch einen psychologischen Auftrieb. Laut einer internen Umfrage fühlen sich 78 % der Belegschaft nach dem Ereignis stärker mit dem Unternehmen verbunden.
Was genau versteht man unter einer Altersdepression?
Altersdepression bezeichnet depressive Störungen, die typischerweise ab dem 65. Lebensjahr auftreten. Sie gehen häufig mit Verlust von Rollenbildern, körperlichen Beschwerden und sozialer Isolation einher und erfordern meist eine Kombination aus Psychotherapie und medikamentöser Behandlung.
Welche Maßnahmen plant Trigema, um das Thema psychische Gesundheit intern zu stärken?
Das Unternehmen hat bereits ein internes Beratungsprogramm eingeführt, das Mitarbeitern anonym psychologische Unterstützung bietet. Zudem sollen regelmäßige Workshops zum Umgang mit Stress und Depressionen etabliert werden.
Wird Wolfgang Grupp künftig wieder aktiv im Unternehmen mitwirken?
Nach Aussage der Unternehmenssprecherin gibt es momentan keine konkreten Pläne für eine weitere aktive Rolle. Grupp bleibt jedoch als Berater und Markenbotschafter im Hintergrund präsent.
Wie reagierte die Öffentlichkeit in den sozialen Medien auf den Auftritt?
Die Resonanz war überwiegend positiv: Auf Instagram erhielt der Beitrag über den Blumenstrauß mehr als 12 000 Likes, und zahlreiche Kommentare betonten Wertschätzung für Grupps Mut, offen über seine psychische Lage zu sprechen.