Der Umgang mit der Angst
27. Juni 2014
Schon im Mutterleib erfahren Kinder Angst und entwickeln damit ein Alarmsystem. Doch um sich seelisch gesund zu entwickeln, brauchen sie das Wissen, dass sie beschützt sind.
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Die Natur schickt uns mit grässlichen Ängsten auf die Welt, damit wir Angreifer sofort an ihrer Fratze erkennen können. Sie sind ein Warnsystem. Wenn etwas auf uns herunter fällt oder ein Auto auf uns zurast, lässt uns ein Alarmsystem im Gehirn wegspringen und rettet so unser Leben. Das leisten Teile des Gehirns, die mit unserer bewussten Wahrnehmung nichts zu tun haben. Keine der lebensrettenden Impulse erreichen unseren Verstand, genauso wenig wie wir bewusst mitbekommen.
Unser Gehirn ist wie ein Scanner, der alle Reize prüft, die ihm begegnen. Bei der Begegnung mit einer Person entscheidet das Gehirn innerhalb von einem Bruchteil einer Sekunde, ob wir in Sicherheit sind oder ob wir alarmiert sein müssen. Je kindlicher und/oder entspannter uns jemand begegnet, umso sympathischer empfinden wir diese Person. Ganz einfach deshalb, weil sie stark genug vom Muster der angreifenden Fratze in unserem Gehirn abweicht.
Hatte die Mutter während der Schwangerschaft viele Ängste, ist das Angsthirn des Neugeborenen gut ausgebildet – und ständig in Alarmbereitschaft. Fühlte sich die Mutter in der Schwangerschaft wohl, spürt das Baby nach seiner ersten selbst erlebten Stressbelastung der Geburt gleich den Schutz durch die wohlriechende Mutter. Es wird vertrauensvoll der Welt Schönes abgewinnen, es wird lernen, dass Mitmenschen Wohlempfinden auslösen. Erlebt das Kind, dass ihm bei aufsteigender Angst immer Halt gegeben wird, dann wächst die Sicherheit der Zugehörigkeit. Ebenso, wenn es nicht lange in Todesangst brüllen muss, bis die Eltern ins Zimmer kommen oder wenn es sicher im Arm der Eltern liegend das Gesicht von Mutter oder Vater sehen kann.
Läuft alles halbwegs glatt in den nächsten zwei, drei Jahrzehnten, so wird der Mensch auch als Erwachsener die Geborgenheit einer Familie suchen und genießen. Dann wird er auch die Fähigkeit haben, seinem Partner und seinen Kindern Geborgenheit zu geben und ihren Wert zu vermitteln.
(Fortsetzung folgt)
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