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Stammzellen als Therapiemethode für Diabetes mellitus Typ 1

17. Dezember 2013

Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, die umgangssprachlich auch als „Zuckerkrankheit“ bekannt ist. Grundsätzlich lassen sich von Diabetes mellitus zwei Typen erkennen: Diabetes mellitus Typ 1, dessen Entstehung mit einem Mangel am Hormon Insulin im Körper verbunden ist, und Diabetes mellitus Typ 2 auch als „Altersdiabetes“ bekannt, dessen Ursache einerseits eine Insulinresistenz und andererseits ein Insulinmangel in Kombination mit Überernährung sein können. Vor allem in der Stammzellenforschung zur Therapie von Diabetes Typ 1 wurden in letzter Zeit interessante Erkenntnisse gewonnen, die hier vorgestellt werden sollen.

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Diabetes mellitus Typ 1 – Krankheitsbild und Ursachen

Typ-1-Diabetes entsteht aufgrund eines Insulinmangels, der dadurch bedingt ist, dass insulinproduzierende Zellen in der Bauchspeicheldrüse durch körpereigene Abwehrstoffe zerstört werden. Das fehlende Insulin im Blut hat nun zur Folge, dass der in der Nahrung enthaltene Zucker im Körper nicht richtig verwertet werden kann, was einen Anstieg des Blutzuckers, einen Verlust von Nährstoffen und Wasser und folglich eine Übersäuerung des Blutes zur Folge hat. Dies kann im Extremfall sogar lebensbedrohlich werden, sollte es zu einem ketoazidotischen Koma (Bewusstlosigkeit, die durch einen starken Insulinmangel ausgelöst wurde) kommen.

Als Ursache des Typ-1-Diabetes gilt heute die Kombination von erblicher Veranlagung und äußeren Faktoren, die zu einer Fehlsteuerung des Immunsystems führen. Am höchsten ist die Neuerkrankungsrate bei Kindern zwischen 11 und 13 Jahren.

Behandlung von Diabetes mellitus Typ 1

Die konventionelle Behandlung besteht aus einer regelmäßigen und lebenslangen Gabe von künstlichen Insulinpräparaten, meist durch Injektionen. (1) Stammzellen, z.B. körpereigene aus dem Nabelschnurblut, versprechen eine zukünftige Therapiemöglichkeit, die die Gabe von künstlichem Insulin überflüssig werden lässt und Typ-1-Diabetikern ein völlig normales Leben ermöglicht.

Erste Anwendung und kostenfreie Spende

Ein Überblick über derzeit laufende Studien für Stammzellentherapien von Typ-1-Diabetes:

Studie zu kindlichem Diabetes mellitus Typ 1

Langzeiteffekte der Implantation von Wharton Sulze abgeleiteten mesenchymalen Stammzellen (WJ-MSCs) der Nabelschnur für kindlichen Diabetes mellitus Typ 1

Als mesenchymale Stammzellen werden Zellen bezeichnet, aus denen sich in weiterer Folge Bindegewebe entwickelt. An der Studie nahmen 29 Patienten mit Diabetes Typ 1 teil, die per Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt wurden. Die Patienten der Gruppe 1 wurden mit WJ-MSCs behandelt und die Patienten der Gruppe 2 mit einer herkömmlichen Insulin-Therapie. Alle Patienten wurden über den Studienverlauf hinweg regelmäßigen untersucht. Im Vergleich zur Gruppe 2 traten in der Gruppe 1 keine chronischen oder akuten Nebenwirkungen auf. Die relevanten Werte der Patienten der Gruppe 1 verbesserten sich im Vergleich zu jenen Patientenwerten der Gruppe 2 sowie zu ihren ursprünglichen Werten vor der Therapie signifikant. Diese Ergebnisse legen nahe, dass eine Implantation von WJ-MSCs zur Behandlung von kindlichem Diabetes Typ 1 sicher und effektiv ist. Diese Therapie kann die Funktion von Beta-Inselzellen der Bauchspeicheldrüse, die für die Produktion von Insulin zuständig sind, über einen längeren Zeitraum wiederherstellen, obwohl die genauen Mechanismen noch unklar sind. Die Implantation von WJ-MSCs wird als effektive Strategie zur Behandlung von Diabetes Typ 1 gesehen.(2)

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Fallstudie über eine Therapie von Diabetes Typ 1 durch die Transplantation von amniotischen Stammzellen

Die Fallstudie widmete sich der Erforschung von Zelltransplantaten zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 1. An der Studie nahm ein an Diabetes Typ 1 erkrankter 26-jähriger Mann teil, der mit amniotischen Stammzellen behandelt wurde, welche nach der Geburt seines Sohnes aus der Fruchtblase entnommen wurden (2×107 Zellen). Diese Zellen wurden dem Patienten in die pankreatische dorsale Arterie eingebracht. Als Ergebnis konnte eine Veränderung im exogenen (künstlichen) Insulinbedarf festgestellt werden, welcher sich drei Tage nach der Transplantation zu reduzieren begann. Drei Monate nach der Transplantation war der Patient komplett von künstlichem Insulin unabhängig, wobei dieser Zustand für 6,2 Monate anhielt. Während einer Follow-up-Studie nach 36 Monaten konnte der Blutzuckerspiegel desselben Patienten unter Kontrolle gebracht werden. (3)

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Autologe periphere Bluttransplantation mit hämatopoetischen Stammzellen bei der Behandlung von Diabetes Typ 1: Eine Studie über 16 Fallstudien

In dieser Studie wurde die Effizienz und die Sicherheit der autologen (=eigenen) peripheren hämatopoetischen (=blutbildenden) Blutstammzelltransplantation (APBHST) bei Patienten, die an Diabetes Typ 1 erkrankt sind, untersucht. In der Studie wurden hämatopoetische Stammzellen bei 16 Patienten mit Diabetes Typ 1 mobilisiert. Die Stammzellen wurden aus dem peripheren Blut durch Leukapherese, bei der weiße Blutzellen aus dem Blut gefiltert werden, und Kryokonservierung, worunter das Einfrieren von Zellen mit Hilfe von Stickstoff zu verstehen ist, gewonnen. Zwölf von 16 Patienten benötigten drei bis 20 Tage nach APBHST kein Insulin und die Inselzellenfunktion in der Bauchspeicheldrüse wurde stark verbessert. Vier von 16 Patienten benötigten künstliches Insulin, wobei die Dosis niedriger war als vor der Behandlung. Bei Patienten, die mit APBHST behandelt wurden, konnten somit sehr vielversprechende Ergebnisse erzielt werden. Dennoch werden weitere Follow-ups nötig sein, um die Dauer der Insulinunabhängigkeit und den zugrundeliegenden Mechanismus abzuklären. (4)

Quellen:
(1) http://flexikon.doccheck.com/de/Diabetes_mellitus_Typ_1
(2) Hu J, Yu X, Wang Z, Wang F, Wang L, Gao H, Chen Y, Zhao W, Jia Z, Yan S, Wang Y. Long term effects of the implantation of Wharton’s jelly-derived mesenchymal stem cells from the umbilical cord for newly-onset type 1 diabetes mellitus. Endocr J. 2013;60(3):347-57. Epub 2012 Nov 16.
(3) Liu Y, Cao DL, Guo LB, Guo SN, Xu JK, Zhuang HF, Amniotic stem cell transplantation therapy for type 1 diabetes: a case report.. J Int Med Res. 2013 Aug;41(4):1370-7.
(4) Feng K, Xu YW, Ye FG, Xiao L, Ma XH, Gao Y, Zhang X, Yao SZ, Shi BY. [Autologous peripheral blood hematopoietic stem cell transplantation in the treatment of type 1 diabetic mellitus: a report of 16 cases]. Zhonghua Yi Xue Za Zhi. 2011 Jul 26;91(28):1966-9. Chinese.

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Hier erfährst du mehr zum Thema Anwendungsgebiete.


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